Das Comeback des Briefes – Die Entdeckung der Langsamkeit
Je schnelllebiger unser Leben, unsere Gesellschaft wird, desto bedeutsamer wird die Langsamkeit. Um einen Brief zu schreiben sollte man sich die nötige Ruhe und Zeit nehmen.
Momentan bietet sich die ideale Möglichkeit die aktuelle Verlangsamung unseres Alltags zu nützen, um ein paar Gedanken zu Papier zu bringen und lieben Menschen, die man für längere Zeit nicht sehen konnte, mit einem handschriftlichen Brief besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Auch ist es interessant anhand alter Briefe aus dem Familienarchiv in frühere Zeiten hinab zu tauchen oder mittels Briefwechsel historischer Persönlichkeiten, die Geschichte zu studieren und lebendig werden zu lassen.
Papier ist seit vielen Jahrhunderten der Transportträger von Botschaften, also geistigen Inhalten und auch von Gefühlen. Es ist ein zeitloses Medium. Zusätzlich bestimmt das Papier, wie sich die Botschaften im wahrsten Sinne des Wortes „anfühlen“: etwa rau, glatt, strukturiert, edel oder billig. Somit birgt nicht nur der verfaßte Text, sondern auch der materielle Träger auf welchem die Botschaft vermittelt wird, eine Nachricht.
Papier hält das Geschriebene fest, macht es greifbar, erfaßbar und haltbar. Ein weiterer positiver Aspekt des Papiers als Trägermaterial, ist seine biologische Abbaubarkeit. Der Brief erfordert seine Gedanken zu strukturieren und in entsprechender Formulierung zu Papier zu bringen – eine schnelle Korrektur wie am Computer ist hier nicht möglich.
Gerade das Langsame am guten alten Briefverkehr sah der deutsche Wissenschaftler Rüdiger Safranski, Co-Moderator von Peter Sloterdijk, bereits im Jahr 2010 in der ORF-Sendung "Das philosophische Quartett", als eine Chance für ein Comeback des alten Postweges der Kommunikation:
„Auch der Zwang einer schnellen Antwort entfalle. Der Brief macht heute wieder Karriere, gerade im Kontrast zum schnellen E-Mail-Verkehr. Die Chance des Briefs liegt in der Kultur der Abstände zwischen Abschicken und Ankommen. Das erhöht die Vorfreude und Spannung. Es führt zur Verlangsamung, Intensität und Achtsamkeit, auch beim Lesen. Man muß auch nicht sofort antworten.“
– Rüdiger Safranski in "Das philosophische Quartett", ORF-Sendung 2010
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